Swiss Steel Group hat im Jahr 2024 bedeutende Fortschritte im Bereich Nachhaltigkeit gemacht. Wir sind der erste Stahlhersteller, dessen sektorale Klimaziele von der SBTi offiziell anerkannt wurden. Außerdem haben wir von der Umweltorganisation CDP die Bewertung A erhalten und wurden 2025 mit der Goldmedaille von EcoVadis ausgezeichnet. Was bedeuten diese Erfolge für uns als Unternehmen und für dich persönlich?
Diese Auszeichnungen sind eine große Anerkennung für Swiss Steel Group und alle, die daran gearbeitet haben. Die Teilnahme an den Ratings erfordert einen erheblichen Aufwand, der nur mit großem Einsatz und viel Vorarbeit von verschiedenen Abteilungen und Teams bewältigt werden kann. Dass diese Fortschritte nun durch unabhängige Ratings sichtbar werden, ist eine Bestätigung unserer nachhaltigen Entwicklung. Für die Gruppe insgesamt ist es ein wichtiger Meilenstein, da früher einzelne Standorte an Bewertungen teilgenommen haben, was zu doppeltem Aufwand führte. Jetzt haben wir ein gruppenweites Rating erreicht, das so gut ist, dass die einzelnen Standorte nicht mehr separat daran teilnehmen müssen. Dadurch vermeiden wir Redundanzen und steigern die Effizienz.
Haben diese Zertifizierungen auch die Sichtbarkeit unserer Nachhaltigkeitsstrategie verbessert?
Ja, definitiv. Es unterstreicht sowohl intern als auch extern, dass wir uns ambitionierte Ziele setzen und Fortschritt auch in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten möglich ist. Die Erfolge untermauern außerdem unsere Glaubwürdigkeit im Bereich Green Steel, sowohl in der Kommunikation mit Kunden als auch beim Einfordern von Verbesserungen bei unseren Lieferanten.
Kannst du kurz erklären, was EcoVadis und CDP genau bewerten und warum wir uns für diese Zertifizierungen entschieden haben?
EcoVadis bewertet Unternehmen anhand verschiedener Nachhaltigkeitsdimensionen – darunter Umwelt, nachhaltige Beschaffung, Arbeits- und Menschenrechte sowie ethische Geschäftsführung. CDP hingegen konzentriert sich speziell auf den Klimawandel und bewertet, wie effektiv Unternehmen ihre Klimastrategie managen, einschließlich ihrer Emissionsreduktion, Klimarisiken und Transparenz in der Berichterstattung. Während CDP auch für Investoren und Banken eine Relevanz hat, ist EcoVadis für unsere Kunden entlang der gesamten Lieferkette entscheidend.
Werden diese Ratings von unseren Kunden gefordert?
Ja, sowohl EcoVadis als auch CDP sind nicht nur freiwillige Bewertungen, sondern werden auch von Kunden sowie von Banken und Investoren eingefordert. Viele Kunden erwarten eine Mindestbewertung bei EcoVadis, während sie über CDP detaillierte Emissionsdaten einsehen möchten.
Wie schneiden wir im Vergleich zu unseren Mitbewerbern ab?
Bei CDP gehören wir in der Stahlbranche zu nur vier Unternehmen mit einem A-Rating. In der EcoVadis-Bewertung zählen wir zu den besten fünf Prozent aller bewerteten Unternehmen weltweit und sogar zu den besten zwei Prozent innerhalb der Stahlbranche. In beiden konnten wir uns in den letzten drei Jahren kontinuierlich verbessern. Jede weitere Verbesserung unserer Ratings bedeutet einen Mehraufwand. Deshalb ist es entscheidend, unseren Fokus gezielt auf die Nachhaltigkeitsanforderungen zu richten, die unsere Kunden tatsächlich an uns stellen.
Swiss Steel Group hat als erstes Stahlunternehmen die Klimaziele der SBTi validieren lassen. Warum ist diese Validierung so wichtig?
Die Validierung durch die SBTi verleiht unseren Klimazielen mehr Glaubwürdigkeit, gibt unseren Maßnahmen eine klare Richtung und stärkt unsere Argumentationsbasis bei Förderanträgen. Zudem haben wir aktiv an der Entwicklung dieser SBTi-Standards mitgewirkt und über Industrieverbände wertvollen Input geliefert, um sicherzustellen, dass sie praxisnah und für die Industrie anwendbar sind. Diese Vorreiterrolle stärkt nicht nur unsere Position, sondern trägt auch dazu bei, der gesamten Branche eine klare Richtung für ihre Klimaziele zu geben.
Mit der Einführung des Product Carbon Footprint (PCF) Tools erhöhen wir die Transparenz in der Berichterstattung. Welche Vorteile bringt dieses Tool?
Das PCF-Tool wird derzeit bei Steeltec in Emmenbrücke implementiert und anschließend bei der DEW in Siegen ausgerollt. Es ermöglicht eine präzise Berechnung des CO₂-Fußabdrucks für jedes unserer Produkte. Damit erfüllen wir nicht nur Kundenanforderungen, sondern schaffen auch Transparenz über die Emissionen unserer Produktionsprozesse. Derzeit entstehen und etablieren sich zahlreiche Bilanzierungsstandards, die eine lückenlose Nachvollziehbarkeit der Emissionen bis zum Endverbraucher gewährleisten sollen. Das bietet eine große Chance für unseren Green Steel. Angesichts dieser dynamischen Entwicklung von CO₂-Bilanzierungsstandards ist ein flexibles Datensystem entscheidend, um schnell auf neue Marktanforderungen reagieren zu können.
Nachhaltigkeit ist eine Teamleistung. Welche Teams haben maßgeblich zum Erfolg beigetragen?
Viele Abteilungen sind in unsere Nachhaltigkeitsstrategie eingebunden, darunter Umwelt, Arbeitssicherheit, Einkauf, Compliance und HR. Nachhaltigkeit kann nicht von einer einzelnen Abteilung getragen werden – sie muss integraler Bestandteil der gesamten Unternehmensstruktur sein.
Wie sieht die Zukunft der Nachhaltigkeit in der Stahlbranche aus und wie positioniert sich die Swiss Steel Group?
Die Stahlbranche steht vor großen Herausforderungen. Insbesondere integrierte Hersteller, die auf Kohle und Eisenerz basieren, müssen ihre Produktionsprozesse mit erheblichem Aufwand auf Direktreduktionsverfahren umstellen. Unsere Produktionsweise unterscheidet sich grundlegend von diesen traditionellen Methoden, da wir auf Elektrostahlproduktion setzen. Während viele unserer Mitbewerber in den nächsten 10 bis 15 Jahren erst auf nachhaltigere Technologien umstellen müssen, nutzen wir mit der Elektrostahlproduktion (EAF) bereits heute die Technologie der Zukunft. Dies ermöglicht uns, deutlich emissionsärmer zu arbeiten und von Anfang an auf eine nachhaltige Strategie zu setzen. Dennoch bleibt die Herausforderung, dass staatliche Förderprogramme oft auf großangelegte Dekarbonisierungsprojekte der Hochofenroute zugeschnitten sind, während unsere Prozesse bereits von Natur aus emissionsärmer sind. Das führt zu einem strukturellen Nachteil bei staatlicher Unterstützung. Gleichzeitig haben wir jedoch den entscheidenden Vorteil, nicht auf Prozesse setzen zu müssen, deren zukünftige Wettbewerbsfähigkeit mit sehr viel Unsicherheit behaftet ist.
Welche Rolle spielt Nachhaltigkeit in der Unternehmensstrategie der Swiss Steel Group?
Nachhaltigkeit ist ein zentraler Bestandteil unserer Strategie und wird aktiv und gezielt vorangetrieben. Durch unsere Top-Bewertungen bei EcoVadis und CDP sowie die SBTi-Zertifizierung haben wir unsere Fortschritte klar dokumentiert. Die größte Herausforderung besteht jedoch darin, Nachhaltigkeit langfristig wirtschaftlich tragfähig zu gestalten. Entscheidend ist nicht nur ein gutes Abschneiden in Ratings, sondern die Umsetzung von Maßnahmen, die sowohl wirtschaftlichen als auch ökologischen Mehrwert schaffen.
Stefan, vielen Dank für das Gespräch!